Am Donnerstagabend veranstaltet die Wilhelm-Külz-Stiftung, die parteinahe Stiftung der sächsischen FDP, eine Veranstaltung unter dem Titel „Deutschland von Sinnen: Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer“ im Dresdner Goethe-Institut. Dort möchte der Schriftsteller Akif Pirinçci sein gleichnamiges Buch vorstellen.
Verwundert über die Veranstaltung zeigt sich der Dresdner Juso-Vorsitzende Stefan Engel, “Wo in einer solchen Veranstaltung der liberale Gedanke steckt, bleibt unklar. Die Külz-Stiftung lädt einen Autor ein, der Andersdenkende als “geisteskranker Schwuler” [1] bezeichnet. Das ist hetzerisch, vulgär und beleidigend, aber sicher nicht liberal. Pirinçcis Pamphlet ist eine hasserfüllte Kampfansage an die Errungenschaften einer modernen, progressiv-emanzipatorische Gesellschaftspolitik. Hinter seiner Beschwörung einer heterosexuellen, männlichen und monokulturellen Normalität treten deutlich menschenverachtete Ansichten hervor. Auch frühere Aussagen wie „Warum darf man eine Disko nicht mit Dachau vergleichen?”[2] zeugen von einem abstrusen Geschichtsverständnis. Einer Stiftung, die sich auch auf die Diktatur-Erfahrungen der Nazi-Zeit bezieht, sollte so ein Referent unwürdig sein.”
„Im Verwaltungsrat der Stiftung sitzen auch nicht ganz unbekannte FDP-Politiker wie Prof. Dr. Andreas Schmalfuss oder Benjamin Karabinski. Daher muss die Frage erlaubt sein, ob die sächsische FDP gerade einen weiteren Schwenk nach rechts vollzieht. Das Fischen nach AfD-Wählerstimmen mag verlockend sein, doch wird so erst der Nährboden für noch mehr Ressentiments und Vorurteile bereitet. Ebenso wird eine solche Veranstaltung dem Anspruch des Goethe-Instituts nicht gerecht. Wer Zuwanderung als „irren Kult“ bezeichnet, trägt sicher nicht zur interkulturellen Zusammenarbeit bei.”
Die Jusos Dresden sind als Jugendorganisation der SPD mit etwa 360 Mitgliedern der größte politische Jugendverband in der Landeshauptstadt.
[2] http://www.zeit.de/1982/22/ich-bin-ein-pressetuerke/seite-3
Hinweis: Im Laufe des Nachmittags hat der Veranstalter den Veranstaltungsort kurzfristig geändert. Die Buchvorstellung findet nun im vom ehemaligen FDP-Stadtvorsitzenden Lohmeyer geführten Hotel “Holiday Inn” auf der Staufenbergallee statt. Die Gründe dafür sind offen.
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